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Was ist Mentoring?

Einen Mentor hatte schon so gut wie jeder. Waren es früher zuhause die Eltern oder in der Schule die Klassenkameraden, die besser in einem bestimmten Schulfach waren, sind es später vielleicht Arbeitskollegen oder Freunde, die dich beim Erreichen deiner Ziele unterstützen.

Der Begriff Mentoring (oder auch Mentorat) stammt aus der griechischen Mythologie und hat seinen Ursprung aus Homers Odysee-Sage. Einer der Freunde Odysseus hieß Mentor – ein älterer Herr, der seinen Sohn Telemachos erziehen sollte. Mentors Verstand wurde immer wieder von der Kriegsgöttin Athena Besitz ergriffen. Telemachos profitierte in der Folge von dem unermesslichen Wissen und der Erfahrung seines Beraters.

Zusammenfassung

Hier erfährst du, was Mentoring ist und welche verschiedenen Formen der Mentorenprogramme existieren. Dabei erkläre ich dir die jeweiligen Unterschiede und Abläufe. Außerdem die Vorraussetzungen für ein erfolgreiches Mentoring und die Beziehung zwischen Mentor und Mentee. Ebenso werden dir die Aufgaben, die für ein erfolgreiches Mentoring vonnöten sind, erklärt.

  • Typen der Mentorenprogramme
  • Nutzen des Mentorings
  • Bedingungen für das Mentoring
  • Aufgaben im Mentorenprogramm (beidseitig)

Informelles Mentoring

Mentoring umschreibt die Beziehung zwischen Mentoren und dessen Mentee. Beide Parteien sind diese Beziehung freiwillig eingegangen, damit der Mentee bei der Verwirklichung eines bestimmten Ziels unterstützt werden kann. Charakteristisch für diese Form der Unterstützung sind:

  • regelmäßige und vertrauliche Gespräche,
  • konkrete Anleitungen vom Mentor
  • die Vermittlung von Wissen und Kontakten an dessen Mentee.

Nicht jedes Mentorenprogramm ähnelt dem anderen. Informelles Mentoring ist die üblichste Form und begegnet uns häufig im Alltag. Gespräche mit den Arbeitskollegen, die sich besonders gut in der Firma auskennen, oder der einfache Plausch mit der Großmutter übers Kochen sind Beispiele hierfür.

Vielleicht warst du auch schon selber Mentor in ganz alltäglichen Dingen, weil du beispielsweise für deinen grünen Daumen bekannt bist und die Nachbarschaft bei dir Schlange steht, um Tipps für deren Garten zu bekommen. Diese Form des Mentorings kommt ohne Vereinbarung aus: Es sind zufällige und nicht zeitlich begrenzte Begegnungen. Ganz anders sieht das beim formellen Mentoring aus.

Formelles Mentoring

Unter formellen Mentoring sind offizielle Mentorenprogramme zu verstehen, die klar strukturiert sind und eine systematische Begleitung der Mentees vorsehen. Wie beim informellen Mentoring muss diese Beziehung unter beidseitigem Einverständnis entstehen, da sonst das gegenseitige Vertrauen darunter zu leiden hat. Beim formellen Mentoring kann weiterhin unterschieden werden, zwischen:

  • Individuell/One-to-one oder in Gruppen
  • Intern oder extern
  • und besonderen Formen, wie Cross- oder Peer-Mentoring

Es gibt viele Lebenssituationen, in denen ein Mentor hilfreicher Gefährte auf dem Weg zu den eigenen Zielen sein kann. Dabei ist es egal, ob die zu begleitende Person Student ist, dem eine berufliche Entscheidung bevorsteht, dieser fest im Berufsleben steht oder angehender Geschäftsführer ist.

Internes Mentoring

Beim Internen Mentoring kommen beide Beteiligten aus derselben Institution, demselben Unternehmen oder Umfeld. Mentor und Mentee sollten jedoch nie im direkten Abhängigkeitsverhältnis zueinander stehen.

Ein Vorteil beim internen Mentoring ist, dass Mentees spezielle unternehmensspezifische Regeln und Abläufe vermittelt werden. Stammen beide Beteiligten sogar aus unterschiedlichen Arbeits- und Aufgabenbereichen, lernen sie ganz nebenbei das jeweils andere kennen. Außerdem sind die räumlichen sowie zeitlichen Hürden bei der Organisation der internen Form des Mentorings relativ gering.

Alle Teilnehmer am Mentoring-Programm unterliegen einem kontinuierlichen Lernprozess. Das Besprochene kann also sofort am Arbeitsplatz umgesetzt werden, während zugleich der interne Wissensfluss im Unternehmen erhöht wird. Da sich Mentee und Mentor in einem unmittelbaren Dialog befinden, übernimmt der Mentee zudem meist ohne weiteres Zutun eine gewisse Selbstverantwortung bei der Entwicklung des Programms.

Natürlich sind auch manche Nachteile dieser Form des Mentorenprogramms nicht zu vermeiden: Falls die Teilnahme am internen Mentoring verpflichtend ist und Mitarbeiter deswegen unfreiwillige Beziehungen eingehen müssen, ist das Vertrauen in diese nur sehr gering. Das geht mit fehlender Offenheit und mangelhaftem Engagement einher und ist stark limitierend für den Erfolg des Mentorprogramms.

Externes Mentoring

Bei externem Mentoring sind die Beteiligten in verschiedenen Unternehmen oder Organisationen beschäftigt. Die Abwicklung dieser Mentorenprogramme werden dabei meist von einer externen Einrichtung durchgeführt. Aufgrund der Abwesenheit firmeninterner Hierarchien erleichtert es den beteiligten Mentoren und Mentees die nötige Offenheit und das Vertrauen aufzubauen, welche in den Mentoring-Gesprächen vonnöten ist. Zusätzlich können sich hier neue Türen in Form von Karrieremöglichkeiten in den Unternehmen der verschiedenen Mentoren öffnen.

Natürlich gibt es im externen Mentoring auch Konfliktpotenzial. Die aufeinandertreffenden Unternehmenskulturen können so verschieden sein, dass es zu Missverständnissen und Spannungen kommen kann.

Sonderform Cross Mentoring

Eine besondere Form des externen Mentorings ist das Cross-Mentoring: Hier treffen sich Mentoren und Mentees aus unterschiedlichen Unternehmen und Branchen und erstellen ein gemeinsames Mentoring-Programm. Im Folgenden findet zwischen den Unternehmen ein andauernder Austausch der Mentoring-Tandems statt.

Diese Unternehmensbündnisse werden in den meisten Fällen ebenfalls von externen Dienstleistungen geleitet. Diese sorgen für die Vernetzung der Unternehmen, die Inhalte der Workshops und die Bildung der Mentoring-Paare. Viele Unternehmen nutzen diese Form, um die Tauglichkeit eines meist schon bestehenden internen Mentorenprogramms zu testen.

Sonderform Peer-Mentoring

Beim Peer-Mentoring bekommen die Mentees einen Mentor an die Seite gestellt, der im Vergleich zur betreuenden Person erst vor kurzem eine sehr ähnlich Erfahrung durchlebt hat. Diese Sonderform des Mentorings kommt häufig an Universitäten zum Einsatz.

Der Vorteil dieser Methode ist, dass sich der Mentor sehr gut in seinen Mentee hineinversetzen kann. Zum einen liegt diese Erfahrung nicht zu lange zurück und zum anderen überschneiden sich beide Seiten bei passender Tandembildung in vielen Eigenschaften wie Alter, Bildung und Ethnie. Da es nicht allzu große Unterschiede in den Erfahrungswerten gibt, ist dieses Mentorenprogramm logischerweise von kurzer Dauer.

Der Nutzen eines guten Mentorings

In erster Linie nutzt natürlich dem Mentee das Mentorenprogramm. Er formt konkrete Vorstellungen über seine Ziele, wird bei der Erfüllung dieser von einer erfahrenen Person aus der Branche unterstützt und entwickelt hierdurch ein besseres Selbstbewusstsein. Hierzu profitiert der Mentee vom Netzwerk seines Ratgebers. Den Mentoren selbst entsteht ebenso ein Nutzen.

Mentoren gewinnen einen besseren Einblick zu Problemen, die sich dem Mentee auf seinem Weg des beruflichen Werdegangs ergeben. Womöglich schöpft der Mentor beim Austausch der verschiedenen Perspektiven neue Motivation, die in eine eigene berufliche Weiterentwicklung mündet. Außerdem entwickelt er dadurch neue Sichtweisen und Erkenntnisse über bisher nicht wahrgenommene Probleme.

Der Mentor fördert nicht zuletzt seine eigenen Kompetenzen in der Gesprächsführung, was auch zukünftig beim Knüpfen neuer Kontakte hilfreich sein kann. Insbesondere beim internen Mentoring kann er sich zudem einen Überblick darüber verschaffen, wie innerhalb des Unternehmens der Informationsfluss zwischen Mitarbeitern gelingt.

Bedingungen für erfolgreiches Mentoring

Die Mentoring-Beziehung wird nur von Erfolg gekrönt sein, wenn folgende wichtige Voraussetzungen von allen beteiligten Personen berücksichtigt werden.

Offenheit

Die Beziehung zwischen Mentor und Mentee baut auf Offenheit auf. Im Mentoring geht es darum, Auseinandersetzungen über omnipräsente Themen zu führen und daraus die richtigen Schlüsse ziehen zu können. Selbst der Mentor, der mit reichlich Erfahrung und Expertise ausgestattet ist, muss seine persönliche Lernbereitschaft bewahren und mit offenem Feedback umgehen können.

Vertrauen

Die beidseitige Offenheit wird im Mentorenprogramm dabei vom Vertrauen bedingt. Ein Austausch über zum Teil sehr persönliche Erfahrungen muss vertraulich behandelt werden und darf nicht ohne Absprache nach außen getragen werden. Mentees werden auch nur in diesem Umfeld in der Lage sein, sich Fehler und Schwächen einzugestehen, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen. Diese Schwächen können dann wiederum vom Mentor adressiert und berücksichtigt werden.

Gleichheit

Das Verhältnis zwischen beiden Parteien ist nicht so zu verstehen, dass der Mentor gegenüber dem Mentee eine Weisungsbefugnis besitzt – sonst wären Interessenkonflikte vorprogrammiert. Es geht um Beratung und dem Austausch von Erfahrungen. Ein respektvoller Umgang ist hierbei der Schlüssel. Deswegen ist es wichtig, dass in beide Richtungen regelmäßige Wertschätzung erfolgt.

Freiwilligkeit

Der Mentee sollte die Unterstützung des Mentors gerne in Anspruch nehmen. Für den Mentor ist dabei wichtig, dass er stets Freude an der Weitergabe seines Wissens hat. Ist das Mentoring eine aufgezwungene Maßnahme (wie teilweise bei Internem Mentoring in Unternehmen), ist es zum Scheitern verurteilt. Das Mentoring-Programm soll auf dem persönlichen Interesse und individuellem Engagement beider Parteien aufbauen. Nur so kann auf Dauer die Zeit und Energie für die Umsetzung eines Mentorenprogramms aufgebracht werden.

Regelmäßigkeit

Der Mentor begleitete seinen Mentee über einen längeren Zeitraum hinweg. Damit das Mentorenprogramm am Ende erfolgreich ist, müssen beide in aller Regelmäßigkeit erfahren, was den anderen beschäftigt. Herrscht Funkstille, kommt sowohl ein- wie auch beidseitig die Motivation abhanden oder dem Mentee kann bei dann aktuellen Problemen schlicht nicht geholfen werden.

Wechselseitigkeit

Mentoring ist ein Geben und Nehmen. Beide Seiten sollen voneinander profitieren und lernen können. Der Mentee muss also stets seine Offenheit gegenüber neuen Perspektiven, Ideen und Strategien bewahren – und auch der Mentor muss ständig seine Rolle in diesem Programm reflektieren und seine womöglich eingerostete Berufssicht vom Mentee hinterfragen lassen.

Die Aufgaben im Mentoring

Die Übergänge zwischen den Voraussetzungen für erfolgreiche Mentoring-Programme und den Aufgaben darin sind fließend. Denn erfolgreiche Mentorenprogramme gelingen nur, wenn beide Seiten ihre Aufgaben ernstnehmen. Mentoring jedenfalls ist wie eben erwähnt keine einseitige Sache. Mentees müssen sich ihrer Eigenverantwortung bewusst werden und einen aktiven Part übernehmen. Konstruktive Kritik oder der Rat des Mentors beispielsweise kann nur in die Tat umgesetzt werden, wenn der Mentee Veränderungen zulässt oder diese einfach Mal konsequent umsetzt. Ganz nach der Devise: Augen zu und durch.

Mentees müssen ihren Ratgebern wiederum durch die Formulierung konkreter Anliegen ihre Ziele klarmachen oder damit bestimmte Themen vorgeben. Nur dann gelingt es dem Mentor, seine Erfahrungen und relevantes Wissen zu vermitteln sowie Tipps für das Erreichen dieser Ziele weiterzugeben.

Die Aufgabe des Mentors ist daran anschließend, diese Ziele der Realität anzupassen: Um der beste Schwimmer der Welt zu werden, musste sich selbst Michael Phelps zuerst im recht kleinen US-Bundestaat Maryland durchsetzen und gewann mit seinen 15 Lenzen keine einzige Medaille bei seinen ersten Olympischen Spielen im Jahr 2000. Der Mentor sollte dem Mentee dennoch den Freiraum lassen, seine Aufgaben eigenständig wahrzunehmen. Mögliche Fehler gehören zum eigenen Lebens- und Leidensweg dazu.

Der Mentee sollte sich nicht davor scheuen, den Kontakt mit seinem Mentor zu suchen. Der wiederum hat zur Aufgabe, sich ausreichend Zeit für seinen Schützling zu nehmen. Um einen regen und regelmäßigen Austausch zu gewährleisten, ist die Voraussetzung der Freiwilligkeit unabdingbar. Ist die gegeben, lohnt es sich in vielen Fällen die Regelmäßigkeit der Treffen in einer Mentoring-Vereinbarung festzuhalten. Hierin können auch die Ziele und die jeweiligen Aufgaben innerhalb des Mentorenprogramms fixiert werden.

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